# Die thronende Maria
[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=12)
Inventarnummer: 561
Beschreibung
Massys, der in Löwen als Sohn eines Schmiedes geboren wurde und, der Legende nach, selbst dieses Handwerk erlernt hatte, muß eine gründliche künstlerische Ausbildung erhalten haben. Sie befähigte ihn, der seit 1491 in Antwerpen als freier Meister ansässig war, sich neben den dort tätigen Künstlern, den sogenannten Antwerpener Manieristen, zu behaupten. Massys hat zu einer eigenen künstlerischen Sprache gefunden, in der sich die Überlieferung des 15. Jahrhunderts und die Kunst der italienischen Hochrenaissance, insbesondere Einflüsse Leonardo da Vincis, zu einer harmonischen Einheit verbinden. Die großen Aufträge, die ihm die Gilden und Bruderschaften der reichen Handelsstadt überantworteten, dokumentieren seinen Aufstieg zum führenden Meister Antwerpens. 1517 ließ sich Erasmus zusammen mit seinem Freund Petrus Aegidius von Massys porträtieren und sandte dieses Doppelbildnis dem gemeinsamen Freund Thomas More zur Erinnerung. In seinem Dankesbrief bezeichnet More, der große Staatsmann und Humanist, Massys als den Erneuerer der alten Kunst. Dieses Lob charakterisiert treffend dessen besondere Stellung an der Wende zu einer neuen Zeit. Aus der späten Schaffensperiode stammt die Thronende Madonna, eines der schönsten Werke des von Massys immer wieder behandelten Themenkreises. Die Gottesmutter ist in ganzer Figur annähernd lebensgroß dargestellt. Sie sitzt auf einem steinernen Thron, dessen Seiten mit polierten Säulen aus rötlichem Marmor geschmückt sind. Die Rückwand bildet ein offener, mit gotischem Maßwerk verzierter Bogen, der sich dem halbrunden Abschluß der Tafel einfügt. Maria trägt ein blaues Kleid mit rosa und blaugrau changierenden Ärmeln und einen leuchtendroten Mantel, der in weichen Falten über die Stufe des Thrones bis auf den mit farbigen Fliesen ausgelegten Boden herabreicht. Den Kopf Marias bedeckt ein durchsichtiger Schleier, der über ihre Schultern herabfällt und das auf ihrem Schoß kniende Kind umhüllt. Das Motiv des Kusses, das dem feierlich repräsentativen Madonnenbild einen Zug von Intimität verleiht, entstammt der Kunst aus dem Kreis Leonardo da Vincis. Auch die Behandlung der Gesichter mit den kaum merklichen Übergängen von Licht und Schatten zeugt von der Kenntnis und dem Einfluß der Kunst Leonardos. In der Behandlung der Landschaft und in dem kostbar gemalten Stilleben, das auf dem kleinen Tisch vor dem Thron der Gottesmutter ausgebreitet ist, erweist sich Massys ganz dem Detailrealismus der niederländischen Kunst verpflichtet. Die weiten Ausblicke in die Landschaft zu beiden Seiten des Thrones bekunden den Einfluß der Landschaftskunst Joachim Pateniers, für dessen Landschaften Massys bisweilen die Bildfiguren gemalt hat. Auf den tieferen Bedeutungsgehalt unseres Madonnenbildes weist der umzäunte Garten mit der Rosenhecke und dem Brunnen jenseits des Thrones hin. Er gemahnt an das dem Hohenlied Salomos entnommene Bild des »hortus conclusus«, der die Jungfräulichkeit und Makellosigkeit der Gottesmutter symbolisiert. Symbolische Bedeutung besitzt auch das Stilleben im Vordergrund. Mit den rot leuchtenden Kirschen verband sich ein Hinweis auf das am Kreuz vergossene Blut des Herrn, während der Apfel als Sinnbild der durch Christus getilgten Erbsünde zu deuten ist. Brot und Wein spielen auf das Erlösungsopfer an, das in der Messe seine immerwährende Erneuerung erfährt.| Rainald Grosshans
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The well and fenced garden in the background allude to Mary’s virginity; the apple symbolises original sin, purged by Christ. Bread and wine refer to the sacrament of the Lord’s Supper. The influence of the Italian Renaissance, above all the work of Leonardo da Vinci, combines with the detailed realism of Netherlandish art in a unique way here. The picture was formerly in the possession of Archduchess Isabella Clara Eugenia (1566–1633), the daughter of Philip II of Spain.| Rainald Grosshans
Material/Technik
Eichenholz
Maße
Bildmaß: 138,2 x 91,5 cm geschweift; Rahmenaußenmaß: 156,7 x 110,5 cm
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- Gemalt ...
+ wer: [Massys, Quentin (der Ältere)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=47393)
+ wann: 1525 [circa]
## Links/Dokumente
- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=867437)
## Schlagworte
- [Eichenholz](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=12020)
- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)
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Stand der Information: 2021-01-30 03:09:44
[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=867437&resolution=superImageResolution#1043864